Eröffnung:
Samstag, 18. März, ab 17 Uhr

Geöffnet:
jeweils sonntags von 14–18 Uhr oder nach Vereinbarung (info@maydaymaydaymayday.ch)

Samstag, 29. April 2023, 17 Uhr
Gjama: Die Männertotenklage im Nordalbanischen Gebirge
Vortrag von Dr. Bledar Kondi, Martin-Luther-Universität, Halle-Wittenberg (in Englisch)

Die monochromen Malereien von Anjesa Dellova sind inspiriert von fotografischen Kinder- und Familiendarstellungen, volkstümlichen Bildtraditionen oder Ritualen wie der «Gjama», einer im Norden Albaniens praktizierten Totenklage. Das von Männern praktizierte Ritual folgt einer eindrücklichen Choreografie aus Gesten und Sprechgesang: Die Performer schlagen sich rhythmisch auf die Brust, zerkratzen sich das Gesicht und werfen sich zu Boden. Damit wird die Todesnachricht verbreitet und der eigenen Trauer Ausdruck verliehen. Der Brauch wurde seit den 1990er Jahren wiederbelebt, nachdem er im kommunistischen Albanien verboten war.

Für die Einzelausstellung bei Mayday entwickelte Anjesa Dellova eine neue malerische Serie, worin sie sich einer Sequenz dieser Totenklage widmet. Dafür arbeitet sie in einer Technik, die sie «Frottage» nennt – mittels sehr trockenem Auftrag der Ölfarbe auf Leinwand entstehen monochrome Figuren. Sechs beinahe lebensgrosse Figuren auf schmalen hochformatigen Formaten umstellen die Besucher:innen und scheinen in unterschiedlichen kauernden Positionen zu verharren. Die lautmalerischen Werktitel stehen für die Klagelaute der «Gjama», mit «Amers» (frz. für einen Orientierungspunkt an der Küste, den es den Seefahrenden ermöglicht, die Einfahrt in den Hafen zu finden) verortet sie die Szenerie neu und schafft assoziative Bezüge zum Standort des Ausstellungsraums am Basler Hafen. Anjesa Dellova interessiert sich für die Verkörperung und Darstellbarkeit von Tod und Trauer. Dabei rückt die Künstlerin die Emotionen und Verletzlichkeit der männlichen Figuren in den Fokus und reflektiert tradierte Rollen- und Geschlechterbilder. Gleichzeitig werden die Porträtierten durch die monochrome Farbigkeit und grafische Reduktion ihrer Individualität enthoben und erhalten einen universellen, sinnbildhaften Ausdruck.